Bienen üben seit jeher eine große Faszination auf den Menschen aus. Seit Jahrtausenden werden sie von Menschen zur Gewinnung von Honig und Wachs gehalten. Das Wissen über die richtige Haltung von Bienen fasziniert damals wie heute. Heute hat das Thema aufgrund der aktuellen Diskussion und der Kenntnis über die bedrohte Artenvielfalt und das Bienensterben eine zusätzliche Komponente hinzugewonnen. Filme wie „More than honey“ (2012) haben einem großen Publikum eindrücklich demonstriert, welche zentrale Rolle die bemerkenswerten Insekten im gesamten ökologischen Prozess spielen und welche Folgen ihr zunehmendes Verschwinden für Natur, Tier und schließlich auch den Menschen hat. Beim Volksbegehren „Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern“ (2019), das unter dem Motto „Rettet die Bienen“ bekannt wurde und an dem sich bayernweit fast 100 000 Bürger:innen beteiligten, zeigte sich unverkennbar, dass die Rolle der Bienen im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit angelangt ist.
Wer war Bartholomäus Manger?
Bartholomäus Manger (1876-1947) war ein Ingolstädter Arzt, der als Bataillons- und Stabsarzt am Ersten Weltkrieg teilnahm. Außerhalb seines Militärdienstes war Manger leidenschaftlicher Imker und Bienenzüchter und interessierte sich früh auch für die Geschichte der Bienenzucht.
Bartholomäus Manger war Mitglied und Vorsitzender verschiedener bayerischer Imkervereinigungen. Als Autor verfasste Manger auch selbst Beiträge zur Bienengeschichte, zum Beispiel in der „Münchener Bienenzeitung“ und in der „Märkischen Bienenzeitung“. Mit der Bienenbibliothek richtete sich der Imker eine eigene Sammlung zu seinem Spezialgebiet – den Bienen – ein, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1947 sukzessive vergrößerte. Nach dem Tod seiner Witwe ging die Sammlung an die Philologisch-Theologische Hochschule Regensburg über, die später mit ihrem Bestand in die 1964 neu gegründete Universitätsbibliothek Regensburg eingegliedert wurde.
Mangers Bienenbibliothek
In der Bienenbibliothek von Bartholomäus Manger ist Imkerwissen der vergangen zwei Jahrhunderte zusammengetragen. Die Sammlung enthält zahlreiche Monografien und Periodika zu den Themen Bienen, Bienenzucht und Imkerei. Das 19. Jahrhundert gilt als historischer Ausgangspunkt der modernen Imkerei mit der Umstellung der Korbimkerei zur Imkerei mit beweglichen Waben. Der Imker Ferdinand Gerstung fasste als einer der Ersten das Bienenvolk als Organismus höherer Ordnung auf und veränderte damit die bis dahin verbreitete Vorstellung vom „Bienenstaat“. Die Bandbreite der in der Manger’schen Bienenbibliothek enthaltenen Themen erstreckt sich von der artgemäßen Bienenhaltung über die Ernährung von Bienen und den Bau von Bienenhäusern bis hin zu den verschiedenen möglichen Haltungsformen. Mangers Bienensammlung umfasst Titel für Hobbyimker:innen zu den Grundlagen der Bienenzucht sowie Schriften für erfahrene Imker:innen, die sich für spezielle Detailfragen, wie beispielsweise Krankheiten im Bienenvolk interessieren. Die in den Publikationen behandelten Themen zeigen, dass sich Bienenzüchter:innen damals mit Fragen und Aspekten der Imkerei beschäftigt haben, die auch heute noch relevant sind.
Unter den Monografien finden sich Titel bekannter Imkerpioniere wie Heinrich Freudenstein, Ferdinand Gerstung, Ludwig Huber und August von Berlepsch. Bei den Periodika reicht die Bandbreite vom „Bienenvater“ (erschienen ab 1869) über „Die deutsche Bienenzucht in Theorie und Praxis“ (hier beginnt die Sammlung mit dem 2. Band aus dem Jahr 1894) bis zum „Bayerischen Bienenkalender“ (der 1. Band erschien im Jahr 1884). Anhand der Fülle von Bienenzeitschriften – im digitalen Bestand der Universitätsbibliothek Regensburg befinden sich 21 verschiedene Periodika – lässt sich erkennen, dass das Interesse am Thema Bienen im 19. und 20. Jahrhundert immens gewesen sein muss.
Digitale Sammlungen der Universitätsbibliothek Regensburg
Die Universitätsbibliothek Regensburg hat einen Großteil von Mangers Sammlung in den letzten Jahren digitalisiert, inzwischen stehen über 1 000 Digitalisate zur Verfügung. Die Bienenbibliothek ist eine von mehreren digitalen Sammlungen der Universitätsbibliothek Regensburg. Andere Sammlungen sind beispielsweise die „Regensburger Portraitsammlung“, das „Archiv der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft“ oder die Sammlung zur „Kartause Prüll“.
Die digitalisierten Publikationen sind auf der Homepage der Universitätsbibliothek öffentlich zugänglich unter:
https://www.uni-regensburg.de/bibliothek/digitalisierung/sammlungen/index.html (externer Link, öffnet neues Fenster)
Das „Bibliotheksforum Bayern“ ist die spartenübergreifende Fachzeitschrift des bayerischen Bibliothekswesens für wissenschaftliche und öffentliche Bibliotheken. Im aktuellen Heft ist ein Artikel über die Bienenbibliothek erschienen: https://www.bibliotheksforum-bayern.de/aktuelles-heft (externer Link, öffnet neues Fenster)