CRISPR ist eine Methode, mit der man DNA verändern kann. Es ist das aktuell wohl mächtigste Werkzeug der Biologie und für viele Menschen, die unter einer Erbkrankheit leiden, die große Hoffnung. Doch wie funktioniert die Genschere? Das winzige Protein CRISPR/Cas9 zerschneidet DNA. Seine Aufgabe: in der DNA defekte Gene zu finden und diese herauszubeißen. Somit kann man sehr spezifisch und effektiv Zellen genetisch verändern.
Zwei Methoden gibt es dabei: Die eine ist, dass man die Zelle, in der vorher der Fehler war, das Loch selbst flicken lässt. Das Gen funktioniert dann zwar nicht mehr, aber das Problem ist behoben. Auf diese Weise hat Prof. Dr. Selim Corbacioglu (Abteilung für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation am Universitätsklinikum Regensburg) erstmals die Erbkrankheit Beta-Thalassämie geheilt. Dieser Gendefekt bewirkt einen eingeschränkten Sauerstofftransport im Blut. Patienten, die unter Beta-Thalassämie leiden, sind ihr Leben lang auf regelmäßige Bluttransfusionen angewiesen. Prof. Corbacioglu ist der erste Forscher weltweit, der diese Krankheit geheilt hat, indem er die DNA geändert hat. Die zweite Methode ermöglicht noch einiges mehr: Man könnte durch die Injektion eines Stücks DNA – also eines Ersatzteils – in die Zelle alle defekten Gene austauschen. Theoretisch könnte sich die Menschheit immer weiter optimieren. Jedoch birgt die Methode auch Risiken: Es gibt keine Garantie dafür, dass CRISPR immer die richtige Stelle erwischt. Wenn das Protein das falsche Stück herausschneidet, könnte das Gen absterben oder mutieren; CRISPR könnte also Krebs oder andere Krankheiten auslösen. Sehr häufig beißt CRISPR auch in benachbarte, fehlerfreie Gene und wirkt so mehr Schaden als Nutzen. Deshalb wird es nur außerhalb des Körpers angewandt.
Der Beitrag geht auch auf die ethischen Bedenken im Zusammenhang mit der Genschere-Methode ein: Um systematisch Erbrankheiten auslöschen zu können, müsste man CRISPR bereits in der Keimbahn einsetzen. Nicht nur die Genmanipulation am ganz frühen Embryo ruft den Ethikrat auf den Plan, sondern auch die Frage, wie die Gesellschaft über Menschen mit Gendefekt denken wird, wenn man mit CRISPR das Erbmaterial ändern kann. Es existiere die Sorge, dass eine Art Optimierungsspirale entsteht, in der diejenigen, die es sich leisten können, ihren Nachwuchs immer mehr verbessern. Auch die Möglichkeit, dass die Methode militärisch missbraucht werden könnte könne leider nicht ausgeschlossen werden.
Der Beitrag wird noch einmal gesendet auf ARD-alpha am 18. Dezember 2020, 23.55 Uhr.