Es ist eine Vorlesungszeit, die so ganz anders ist als alle anderen Vorlesungszeiten – die Vorlesungszeit im Sommersemester 2020. Wegen der Corona-Pandemie findet sie nämlich vor allem digital statt. Nun ist sie beinahe zu Ende. Zeit also, um ein paar Eindrücke zu sammeln: Wie ist es gelaufen? Was war gut? Was war schlecht? Gibt es Best Practice-Beispiele, die – wenn nötig – für die kommende Vorlesungszeit Vorbild sein können? Um das herauszufinden, haben sich am Montag, dem 3. August 2020, mehr als 50 Teilnehmer:innen bei der Online-Veranstaltung „Zoom Out: Retrospektive auf ein digitales Sommersemester“ getroffen. Organisiert hatte die Veranstaltung der Lehrstuhl für Medieninformatik.
Zunächst gab Matthias Baderschneider einen ersten Einblick in zwei Befragungen, die zum einen unter den Lehrenden, zum anderen unter den Studierenden durchgeführt wurden. Hier zeigte sich, dass sowohl synchrone als auch asynchrone Formate generell gut angenommen wurden und vor allem Mischformate gut ankamen. Gleichzeitig stellten beide Seiten fest, dass die Online-Lehre mit einem höheren Zeitaufwand verbunden war. Eine umfangreiche Auswertung der Befragungen soll voraussichtlich Anfang Oktober veröffentlicht werden.
Anschließend wurde das Panel eröffnet, das von Prof. Dr. Christian Wolff moderiert wurde. Dr. Solveig Ottmann erzählte, dass sie die Hochphase des Sommersemesters chaotisch und stressig empfunden habe, da sie bis dahin mit der digitalen Lehre wenig Erfahrung hatte. Auch Lydia Reismann, die Mitglied des Sprecher*innenrats ist, empfand die Zeit als anstrengend, was u. a. von der Ablenkung durch die digitalen Medien herrührte. Dennoch sprach sie ein Riesenkompliment an die Lehrenden aus, da doch alles recht gut geklappt hätte. Leichter war es für Prof. Dr. Frank Sprenger, der schon zuvor Vorlesungen im Video-Format erstellt hatte. Prof. Dr. Nils Henze erklärte, dass Videos von Vorlesungen sehr hilfreich sind. Wenn die Qualität stimme, könne man diese wiederverwenden, so dass Lehrende Ressourcen für andere Projekte frei hätten. Er empfahl außerdem, Vorlesungen in 15-Minuten-Blöcke aufzuteilen. Holger Striegl vom Rechenzentrum ermutigte die Lehrenden, ihre Videos zumindest uni-intern öffentlich zu machen: Eine falsche Scham sei unbegründet und so könnten mehr Inhalte verfügbar gemacht werden. Zudem hätten Kolleg:innen die Gelegenheit, sich etwas abzuschauen. Alle Panel-Teilnehmer:innen bedauerten, dass ein Teil der Kommunikation verloren gegangen sei. Die Uni sei auch ein Sozialraum, betonte Dr. Ottmann, es gebe ja auch Interaktion auf dem Flur und im Seminarraum. Auch wenn virtuell Vieles gut funktioniere, so gehe doch Vieles verloren. Dem stimmte auch Lydia Reismann zu. Sie wies auf die psychische Belastung durch das Homeoffice hin, durch das sich auch die Ungleichheit unter den Studierenden vergrößere. Sozialer Rückzug werde weniger bemerkt. Gleichzeitig plädierte sie dafür mehr Vorlesungsaufzeichnungen bereit zu stellen. Das sei ein großer Vorteil für Studierende, so könne man diese z. B. nochmal in doppelter Geschwindigkeit ansehen und schnell durch die Notizen gehen. Prof. Sprenger verdeutlichte, dass man darauf achten müsse, auch nach der Corona-Pandemie, das Digitale nicht wieder ganz zu vergessen, denn es böte viele Vorteile. Vorlesungen könne man vorab zur Verfügung stellen, so dass beim Termin viele Fragen geklärt werden könnten.
Insgesamt bleibt also ein positiver Eindruck von der Vorlesungszeit im Sommersemester 2020. Das Panel habe aber auch gezeigt, so Raphael Wimmer, dass man in der kommenden Vorlesungszeit noch mehr auf die Studierenden eingehen müsse, um diese besser zu unterstützen.
Die Aufzeichnung der gesamten Online-Veranstaltung finden Sie in der Mediathek (Anmeldung erforderlich: https://mediathek2.uni-regensburg.de/playthis/5f2866c98d4c40.77625426 (externer Link, öffnet neues Fenster)
